Um Zusammenhänge besser deuten zu können, warum gibt es Lücken in Kirchenbüchern oder fehlen Daten, warum gab es Wanderbewegungen in andere Gebiete sind die geschichtlichen Zusammenhänge wichtig. Die Pfalz war über 3 Jahrhunderte regelmäßig durch Kriege in Mitleidenschaft gezogen worden.

1) Fakten zur Konfession

Was ist der Unterschied zwischen lutherisch und reformiert ?

Aus den Anfängen der Reformation haben sich zwei große theologische Traditionen entwickelt, die reformierte und die lutherische. Die reformierte Konfession breitete sich von den Städten Zürich, Basel, Straßburg und Genf überwiegend im Süden und im Westen aus. Die lutherische strahlte von Wittenberg überwiegend in den Norden und den Osten aus. Fürsten und Stadträte führten in ihrem Gebiet die Reformation in unterschiedlicher Prägung ein.

Die Pfalz gehörte vor 1800 zu mehreren Herrschaften. Den größten Anteil hatte das Kurfürstentum Pfalz, dessen Residenzstadt zunächst Heidelberg und später Mannheim war. Hier setzte sich nach der Reformation überwiegend der reformierte Glaube durch. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde die Pfalz mit einigen benachbarten, zum Teil auch lutherischen kleineren Gebieten Bayern zugesprochen. Innerhalb des geschlossenen linksrheinischen Rheinkreis, ab 1837 Pfalz (auch Rheinpfalz), gab es fortan reformierte und lutherische Gemeinden.

Vor diesem Hintergrund veranlasste Bayern Anfang 1818 eine Befragung bei den Gemeinden, herauszufinden, ob es eventuell zu einer Union der lutherischen und reformierten Gemeinden kommen könnte. Das Ergebnis war für die Pfalz positiv, so dass 1818 in Kaiserslautern eine Generalsynode die Union der lutherischen und reformierten Gemeinden beschloss.

2) Kriege, Besetzung und Verwüstung der Pfalz als Basis für das Verständnis von Wanderungsbewegungen auch der Fanzreb Familien

1618 bis 1648 – Im dreißigjährigen Krieg wird die Pfalz sehr stark verwüstet, ganze Orte werden dem Erdboden gleichgemacht und die Bewohner vertrieben. Nach 1648 wurde das Land nur zögernd wieder besiedelt, obwohl Kurfürst Karl Ludwig durch Steuer- und Religionsfreiheit alte und neue Siedler zurückzuholen versuchte, um das Land wieder aufzubauen. Teilweise traten nach dem Krieg ganz andere Familiennamen auf, oder aus Ruf- und Spitznamen wurden richtige Familiennamen. Die Wiederbesiedlung erfolgte auch unter Zuwanderung aus den verschiedensten Regionen wie Tirol, Voralberg, der Schweiz, Brabant was neue Namen in das Land brachte.

1666/1667 – die Pest in der Pfalz
Die Pest fing in Amsterdam an, und ist danach sowohl nach London (1665) als auch in die Pfalz (1666/1667) gekommen. Die Pest wütete und raffte bis zu 50% der Bewohner dahin. Zur Seuche gesellte sich der Hunger. Beide Geißeln peinigten gemeinsam die Einwohnerschaft. Einige  Orte waren vom Aussterben bedroht. Die Menschen wussten sich gegen das seuchenhafte Massensterben nicht zu helfen, da sie die Ursache der verheerenden Seuche nicht kannten. Siehe dazu auch Sterbefälle in Kriegsfeld 1666 mit rund 20 Sterbefällen, in normalen Jahren 2-4., darunter ganze Familien.

1672 bis 1678 – wird die Pfalz im Holländischen Krieg wieder zum Kriegsschauplatz. 1673 marschieren französische Truppen aus dem Saarraum in die Pfalz. 1674 erklärt das Deutsche Reich dem Königreich Frankreich den Krieg. 1674 Schlacht bei Sinsheim und Ladenburg. Turenne schlägt Kaiserliche und verwüstet die Pfalz. 1676 wird Bergzabern von der französischen Besatzung von Philippsburg überfallen und geplündert. 1677 wird Zweibrücken durch die Franzosen geplündert und zerstört.

1680 bis 1686 – Reunionszeit. 1680 wird das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken von Frankreich annektiert. Anschließend Besetzung der Kurpfalz, Umwandlung in „Französische Saarprovinz“. Bis 1697 bleiben die reunierten Gebiete unter französischer Verwaltung. Ab 1683 lagen wieder französische Soldaten in der Westpfalz, um territoriale Ansprüche durchzusetzen.

1688 bis 1697 – Pfälzischer Erbfolgekrieg. Die Westpfalz wird im September 1688 besetzt. Nach der Devise „Brulez le Palatinat“ wird die Pfalz 1688/89 in Schutt und Asche gelegt, die Burgen zerstört, der Dom in Speyer verwüstet und ganze Städte sowie Dörfer verwüstet und zerstört. Nachdem die verbündeten Reichstruppen im September 1689 Mainz zurückerobern konnten gingen die Franzosen auch dazu über, das linksrheinische Gebiet nördlich einer Linie Philippsburg-Neustadt-Kaiserslautern-Mont Royal planmäßig zu zerstören, vor allem die pfälzischen Oberämter Oppenheim und Alzey, aber auch die Reichsstädte Speyer und Worms samt ihren romanischen Bischofskirchen. Der militärische Effekt der verbrannten Erde wurde allerdings durch einen ungeheuren Einbruch der öffentlichen Meinung zu Ungunsten Frankreichs und seines Zerstörungswerks erkauft.

1701-1714 Spanischer Erbfolgekrieg. Im Jahre 1703 wird Kaiserslautern erneut durch die Franzosen besetzt, Schloss und Burg wurden daraufhin gesprengt. 1713 Franzosen erobern die Feste Landau/Pf. sowie Freiburg/Br. und brandschatzen die Pfalz und Baden.

1709 – Erste große Auswanderungswelle um 1709 in die USA, über England – der großer Exodus von 1709. So hatte Hagelschlag 1707 in Rheinhessen vielerorts die Weinernte zerstört. Besonders schlimm war es im Alzeyer Raum, der 1708 von einer Viehseuche heimgesucht wurde. Der Hungerwinter 1708/09, für Mittel-, Ost- und Südosteuropa einer der kältesten Winter des Jahrtausends, der mit dem Erfrieren der Wintersaat und der Weinstöcke sowie Obstbäume Teuerung und Hungersnot erwarten ließ, machte die Ernte des kommenden Jahres zunichte. Die Kurpfalz war nach der Zerstörung durch französische Truppen gerade wieder aufgebaut worden, doch dann kam der spanische Erbfolgekrieg. 1709 sind rund 13.000 Menschen ausgewandert, hauptsächlich aus der Kurpfalz (8.589 Menschen). Die 13.000 Menschen kamen in London an und wurden in Flüchtlingslagern untergebracht. Aber nur 4.000 von ihnen verschiffte man nach Amerika. Die restlichen wurden nach Irland verbracht, zur „Stärkung des protestantischen Elements“, oder zurück in die Heimat geschickt.. Ein großer Teil der vielen Tausend Auswanderer, die bis Herbst 1709 in England eingetroffen waren, musste dort monatelang in großen Elendslagern auf Weiterbeförderung warten. Viele von ihnen waren gezwungen, wieder die Rückreise nach Deutschland anzutreten. Nahezu 4.000 Pfälzer wurden in der irischen Grafschaft Limerick angesiedelt, von denen es in einem zeitgenössischen Bericht heißt, sie seien „schlecht acocommodiret worden… Hunger können sie auch leyden und alle Wochen etliche Fast-Tage anstellen, weil sie weder zu brocken noch zu beisen haben….“ Manche von ihnen kehrten enttäuscht wieder in ihr Vaterland zurück.

1792 – Französiche Revolution
Als die Truppen der Französischen Revolution an den Rhein aufbrachen, um Deutschland die Freiheit zu bringen, warnte Maximilien Robespierre seine Landsleute: „Niemand liebt die bewaffneten Missionare!“ Die Invasion werde eher die Angst vor einer Eroberung der Pfalz schüren „und die Erinnerung an die letzten Kriege erwecken.

1794 – Franzosenzeit
Im linksrheinischen Teil Deutschlands der Pfalz begann die Franzosenzeit bereits mit der Besetzung durch französische Truppen im Jahre 1794, rechts des Rheins dauerte die Epoche etwa von 1804 bis 1815; häufig werden als Zeitpunkte für die Periodisierung die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 und die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 angegeben.

Ab ca. 1800 Auswanderung in die USA
Mit rund 100.000 Personen waren die Wegzüge aus dem deutschsprachigen Raum vor 1800 nur ein Vorspiel der Massenauswanderung des 19. Jahrhunderts, die allein aus dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz weit über eine halbe Million Menschen in die USA führte. Auch hier war vor allem die Unzufriedenheit mit ökonomischen Verhältnissen die Hauptursache für Auswanderungen. Außerdem zogen nach dem Hambacher Fest und der gescheiterten Revolution von 1848 Angehörige der bildungsbürgerlichen Elite in die Neue Welt, die den repressiven Maßnahmen des Deutschen Bundes entgehen wollten.

Im Gegensatz zu Deutschland, das bei eher geringen Ressourcen einen Überschuss an Arbeitskräften hatte, mangelte es in den rasch emporstrebenden USA an arbeitsfähigen Menschen. Darüber hinaus übte die Neue Welt eine starke Anziehungskraft vor allem auf junge Menschen aus. Ihr Wissensstand war oft spärlich, umso phantasievoller stellten sich viele eine goldene Zukunft in den Vereinigten Staaten vor. Zwischen 1820 und 1930 ließen sich dort rund 90% der rund sechs Millionen deutschen Immigranten nieder. Sie gehörten dort zu den größten Einwanderergruppen. Andere Länder wie Brasilien, Argentinien, Australien, Algerien und Rußland standen nur zeitweise im Zentrum des Interesses deutscher Auswanderer, vor allem, wenn Werbung für diese Gebiete betrieben wurde oder die Vereinigten Staaten vom Bürgerkrieg oder von Wirtschaftskrisen betroffen waren.

Erstmals setzte die Auswanderung im Hungerjahr 1817 in nennenswertem Ausmaß ein. Als Missernten zu stark gestiegenen Getreidepreisen und Hungerskrisen führten, übersiedelten rund 20.000 Menschen nach Osteuropa bzw. in die Vereinigten Staaten. Wie nicht anders zu erwarten, war vor allem der südwestdeutsche Raum betroffen, wo im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands Fernwanderungen eine lang etablierte Tradition hatten.

In den 1820er Jahren blieb die Auswanderung nach Nordamerika gering, stattdessen wanderten zahlreiche Bauern und Handwerker aus dem Hunsrück und seinen Nachbargebieten in das seit 1822 unabhängige südamerikanische Kaiserreich Brasilien aus, das eine eifrige Werbetätigkeit entfaltete.  Anhaltende Wirtschaftskrisen führten seit den frühen 1830er Jahren zu einem kontinuierlichen Anwachsen der Auswanderung. Spitzenwerte mit jeweils einer Million Emigranten wurden 1846-1857 und 1864-1873 erreicht. Nach der Reichsgründung, zwischen 1880 und 1893, gingen sogar mehr als 1,8 Millionen Deutsche in die USA. Das Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz war vor allem von den ersten beiden Auswanderungswellen betroffen, während es sich bei den Wegzügen im Kaiserreich vorwiegend um Angehörige unterbäuerlicher Schichten aus dem ostelbischen Raum handelte, wo sich zuvor die Auswanderungslust sich in engen Grenzen gehalten hatte. Nach 1890 spielte die Amerikaauswanderung reichsweit keine große Rolle mehr, da aufgrund der fortgeschrittenen Industrialisierung ein größeres Arbeitsplatzangebot bestand.

http://www.auswanderung-rlp.de/startseite.html